Ansprache zur Beauftragung der Begräbnisleitung
Liebe Schwestern und Brüder,
im Römerbrief lesen wir „Leben wir, so leben wir dem Herrn. Sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder sterben, wir gehören dem Herrn“. Hier werden wir auf unsere Endlichkeit hingewiesen. Alle Familienfeierlichkeiten können wir vorbereiten in unserem Leben. Sterben und Tod aber nicht. Der Tod und das Sterben werden deshalb tunlichst ausgeklammert. So sind Angehörige und Freunde überrascht, wenn ein plötzlicher Tod in der Familie zu beklagen ist. Auch wenn der Tod in den Medien allgegenwärtig scheint, so wird der Mensch auf besonders intensive Weise im Angesicht des Todes mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert. Wer am Totenbett oder am Grab eines Menschen steht, bedenkt nicht nur, welchen Sinn das Leben des Verstorbenen hatte und welche Zukunft dem Verstorbenen bereitet ist. Es geht auch immer um die Frage, welchen Sinn und welche Zukunft das eigene Leben hat. Deshalb gehört die Erfahrung des Todes zu den existentiellen Herausforderungen.
In dieser Situation ist der Dienst der Kirche in besonderer Weise gefordert. So zählt die Sorge um die Toten und um Hinterbliebene zu den wichtigen Aufgaben jeder Pfarrgemeinde. Nachdem nun für Laien eine Beauftragung für den Begräbnisdienst durch den Bischof ermöglicht wurde, stand für Herrn Pfarrer Näder fest, dass ich mich für den Begräbnisdienst ausbilden lassen sollte. Die Vorbereitung zu diesem ehrenamtlichen Begräbnisdienst dauerte ein halbes Jahr. Vier hauptberuflichen Mitarbeitern des Bistums und sechs Ehrenamtlichen wurde am Ende der Ausbildung von Weihbischof Diez die Beauftragung der Begräbnisleitung überreicht.
Seit ca. 10 Jahren bin ich in der Notfallseelsorge tätig. Auch der Begräbnisdienst ist für mich die Begleitung von Menschen in einer außerordentlichen Situation. Das kirchliche Begräbnis will nicht nur den Verstorbenen geistlichen Beistand erflehen und ihren Leib ehren, sondern auch den Hinterbliebenen den Trost der Hoffnung geben. Mir selbst hat der Glaube und das Vertrauen zu Gott Halt gegeben, als vor über 10 Jahren meine Frau verstorben ist. Ich durfte erfahren: Gott ist nicht der ferne Gott, sondern der Gott, der in uns und mit uns ist, wenn wir das wollen und zulassen. Gott bedient sich der Menschen, die vielleicht unbewusst in seinem Auftrag handeln. Ich habe daraus gelernt, Gott zu vertrauen und meine Unzulänglichkeiten in seine Hand zu legen. Ich sage Ihnen, es hat funktioniert!
Die Bestattungskultur ist im Wandel begriffen. Der Umgang
mit den verstorbenen Angehörigen wird immer mehr zur Privatsache. Es gilt
weithin als unangenehm, die eigene Trauer öffentlich zu zeigen. Das Begräbnis
ist mehr und mehr zu einer Privatsache der Angehörigen geworden und findet
häufig im engsten Familienkreis statt. Trauer ist aber in der Gemeinschaft zu
bewältigen, z. B. in der Pfarrfamilie. Jeder Mensch muss sterben. Angesichts
dieses Schicksals aller Menschen hält der christliche Glaube an der Hoffnung
auf Zukunft und am ewigen Leben fest. Die Hl. Schrift verkündet den Gott
Abrahams, Isaaks und Jakobs als einen Gott der Lebenden, nicht der Toten. Es
ist eine Grundaussage des christlichen Glaubens, dass das Leben dem Gläubigen
im Tod nicht genommen, sondern gewandelt wird. „Bedrückt uns auch das Los des
sicheren Todes, so tröstet uns doch die Verheißung der künftigen
Unsterblichkeit“. In einer Vielzahl von Bildern kommt in der Hl. Schrift und in
der Glaubenstradition der Kirche zum Ausdruck, dass der Tod das Tor zu einem
neuen Leben ist, dem ewigen Leben bei Gott. Wir hoffen, dass unsere
Verstorbenen bei Gott aufgehoben sind. Zur Trauerbewältigung gehört auch die
anschließende Seelsorge: Sterbemessen feiern lassen, Ablassgebete, Novenen für
Verstorbene, Gräberbesuche. Ich wünsche Ihnen und auch mir selbst, für den
Übergang in das ewige Leben gut vorbereitet zu sein.
Günther Tampe
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